Mein Engel

 

In diesen heil´gen Zeiten,
so erzählen alte Sagen,
aus den Himmelsweiten
ein´ge Engel dürfen wagen,

auf der Erden sich zu offenbaren. 
Und nachdem sie unten waren,
und von ihrem Glück gegeben,
zurück zum Himmel schweben.

Nun hatte einen Traum´ ich 
in der letzten Nacht,
ein Engel hell besuchte mich, 
berührte mich sehr sacht.

Mein Schlafraum gleißte hell vor Licht,
Er beugte sich herab zu mir und spricht
mir in das Ohr sehr leise Wort für Wort.
Zuletzt: „Vergiss es nicht!“ Und er war fort.

Aufgewacht bin ich am nächsten Morgen, 
vor meinen Augen noch immer stand sein Bild,
doch weitaus größer waren meine Sorgen,
als dass Versprochenes er auch hielt,
dass ich an bestimmte Worte, die er
gesagt, erinnerte mich nun gar nicht mehr.

Er hatte geflüstert, er werde
sehr bald komm’n auf unsre Erde, 
werde hilfreich mich begleiten,
hier in meines Lebens Zeiten.

Als Partner würd’ mit mir er leben
und Liebe mir und Treue geben.
Das versprach er mir in jener Nacht,
wenn das Wort der Rückkehr wär gesagt.

Im Traum für ihn ein Gefühl entstand,
in Lieb zu ihm bin ich entbrannt.
Erklärt mich ruhig für anomal und verrückt, 
dass ich nach einem Engel bin verzückt.

Doch wie bekomm ich meinen Engel her,
wenn dieses Wort ich weiß nicht mehr.
Doch eine Chance seh ich noch offen,
in meinem Fall ich muss auf eure Hilfe hoffen.

Liebe Leser, es könnt´ auch bei euch doch sein,
dass sich ein Engel fand im Traume ein.
Besinnet euch, ob ihr noch wisst,
wie dieses Wort für seine Rückkehr ist.

Wenn ihr mir dieses Wort würd´t schicken,
wird sicher noch des Engels Rückkehr glücken.
Gebt also Nachricht mir sehr schnell,
damit die Weihnacht auch bei mir wird hell.

  

Kein Leser konnt´ das Schicksal wenden
und das Wort zum Glück mir senden.
Eines Tages kam der Engel doch zu mir
und bat um Einlass an meines Hauses Tür.

 

 Ich glaubte, für immer käm´ er her,

doch - das war ein Fehler, folgenschwer.

 Ich glaubte, er gehe niemals fort!

Und dachte gar nicht mehr ans Lösungswort.

 

Nach  einem Jahr -

die Tage war´n nicht leicht und doch voll Glück,

ein Mensch ich schließlich und er ein Engel war,

sprach er: "Du fandest nicht das rechte Wort, ich muss zurück."

 

Er legte seine Flügel um und schaut´ mich lange an.

Eine Träne aus seinen Augen rann.

Er fing sie auf, legt´ sie in meine Hand.

Eine Perle wie Glas, ein Schmerzenspfand.

 

"Vielleicht wählt Gott mich als Deinen Schutzengel aus,

Du kannst doch noch einen brauchen für dich und dein Haus?"

Er flog davon, der Wind eine Feder schaukelnd zu mir trieb. --

Eine Träne für den Schmerz und eine Feder aus dem Paradies
ist alles, was mir blieb.

 

 

© Winfried Kerkhoff

 

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