Trauer und Enttäuschung

Gedicht in Diskussion

 

 

 

 

Zu spät

   

Die Worte gingen zuletzt.
Es ist spät, zu spät.
Zuerst gingst du.
Dann die Liebe.

Wäre die Liebe
nur verloren,
könnte man
sie suchen.

Doch sie starb dahin
wie eine Flamme
am Docht ohne Wachs.
Auch die Worte sind verraucht.

Mai 2006

 

© Winfried Kerkhoff

 
 

Dieses Gedicht löste im Leselupe-Forum, worin es vorgestellt wurde, eine kontroverse Diskussion aus. Kritisiert wurde u.a. die verbrauchte Bild- und Wortwahl, die "simple" Art der Wortwahl und Gestaltung bei dem inhaltlichen Sachverhalt. Meine Entgegnung wird nun, nachdem die Wogen sich geglättet haben und einige Jahre vergangen sind, hier an der Quelle meiner Veröffentlichungen noch einmal der Öffentlichkeit vorgelegt. Im übrigen kann jeder, der Genaueres wissen will, in "Leselupe" nachsehen und nachlesen. Vermerkt sei hier jedoch auch, dass es Zustimmung und Verteidigung gab. Dafür ein herzliches Danke!

Nachfolgend meine Antwort auf die Kritik:

Hallo! Nur einige Eurer Kritikpunkte der letzten Mails möchte ich ansprechen und zwar in einer Antwort, sonst würde es zu ausführlich werden.
Den Satz, dass Liebe und Schmerz zu sehr im Spiel sind, versteh ich nicht. Sollte man nicht von "Liebe" sprechen, wenn man Liebe meint; verdeckt über die Wahrheit zu sprechen, würde ich "um den heißen Brei herumreden" nennen. Verdeckte Lyrik ist interessante Lyrik? Wo bin ich hier eigentlich! Das Gedicht ist dürr? Manchmal braucht es keine Massen oder Überschwang an Wörtern, um einen Sachverhalt darzutun. Zu spät ist zu spät und wenn die Liebe geht, dann geht sie. Dann braucht es nicht viele Worte, dann überlegt man: Die gemeinte Person geht, meine Liebe stirbt, dann ist ein Suchen oder ein Neuanfang zwecklos. Feuer genügt nicht!
Und was will der Leser in meinem Gedicht, lieber OM? Außerdem: Das Bild ist nicht "Docht an der Flamme ohne Wachs", sondern "eine Flamme am Docht ohne Wachs"; und wo ist da eine Kerze gemeint? Wenn man so mit Texten umgeht, dann merkt man auch nicht, dass hier ein anderes Bild gemeint ist: Eine Flamme an einem Docht, der gar kein Wachs hat, vielleicht nie gehabt hat; aber vielleicht hat man es nicht gemerkt, späte Erkenntnis, auch die tut weh (zu platt?)! Ihr operiert hier mit Bildern, die in eurem Kopf schon drin sind und überlest das, was geschrieben wird. Der Sinn des Gedichtes scheint manchen der Kritiker nicht aufzugehen. Viele Kritiker sind mir halt zu selbstsicher. Nicht nur zu dem, den man bemisst, sollte man kritisch sein; derjenige, der bemisst, sollte es auch zu sich selbst sein. Das ist meine Devise.
Zum Schluss noch eine Bemerkung: Viele Kommentare sind mir leider zu oberflächlich, da sie ohne Begündung und ohne Tiefgang arbeiten. Das ist so, wenn man seine Meinung als absolut hinstellt. Es gibt niemals eine Sicht der Dinge, sondern mindestens acht Seiten (nach Konfuzius hat man dann den Status eines Weisen inne).
Wenn der Ressortleiter mich jetzt "aus dem Rennen schießt", soll er es tun.
Winfried

 

 

 

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