Nun bin ich alt

 

Die Zeit hat mir zwar Jahre gebracht,

ich zweifle, ob sie Weisheit mir vermacht.

Immer, wenn ich irgendwo

sah Ihren Namen stehen,

meint‘ ich, alle müssten es

doch eigentlich sehen,

dass ihr Name in meinem Kopf

tausendfach widerhallt.

Und das über Jahre, als ich noch jung.

Nun bin ich alt.

 

Ich erlag damals dem Himmel voller Geigen.

Alles endet nun in schmerzensreichem Schweigen.

Lange Zeit sie immer wieder

in vielen Bildern vor mir steht,

wie sie schaut, lächelt,

sitzt oder vor mir geht.

Mit langer oder kurzer Hose,

Bluse, Rock oder nackt,

höre die Worte, Versprechungen,

die sie gesagt.

 

Wenn auch viele Erinnerungen bleiben,

sich entfernen schwer.

Sie verlieren an Bedeutung

für mein Leben immer mehr.

Ich kann nicht, ich will alles nicht

in meiner Seele halten.

Von Träumen muss man sich lösen,

wenn Inhalte erkalten.

 

© Winfried Kerkhoff

 

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