Wo die Sonne mittags im Norden steht 
             Cruzeiro do Sul in Acre 

 

 

1 Wieder zuhause

Nachdem ich von meinem Schwiegersohn und als überraschende Zugabe von meiner Tochter mit dem Auto in Münster  abgeholt worden war, wohin mich der Morgenzug vom Flughafen Frankfurt gebracht hatte, und nachdem ich schnell meine Kinder und Enkelkinder  begrüßt hatte und meinen Erzähldruck ein wenig los geworden war, bin ich nun, nach knapp 11 Wochen, zurückgekehrt in mein Haus, braun gebrannt  von der heißen Sonne trotz Regenzeit, mit Hunderten unvergänglicher kleiner Narben an den Füßen von Flöhen und Milben der Wiesen, wo früher Urwald wuchs, und mit einem Rucksack, an dem noch Reste des roten Erdstaubes von dem  Bundesland  Acre in Nord-West-Brasilien klebt. Vor allem überreich an Eindrücken von einem kleinen Teil des ungeheuer großen Landes Brasilien, und dieser kleine Teil ist bereits so groß wie knapp die Hälfte von Deutschland.

 

Bild 1

Südamerika

Brasilien (rot)

 

    

 

 

    

Bild2

Bundesstaat Acre  innerhalb Brasiliens.

 

       
     

Und nun  --  steh ich etwas verloren in der Wohnung. Manchmal habe ich in Brasilien gedacht, alles, ja alles ist nur ein Traum. Es kam mir mitunter der Gedanke, dass ich, wieder nach Hause gekehrt, Erika sicherlich auf ihrem Krankenbett einen Rapport machen würde, so wie ich es damals,  als ich noch wöchentlich zu meiner Arbeitsstätte der Universität in Berlin fuhr, jedes Mal  tat, wenn ich nach Hause zurückkehrt war. 

Doch wie schon so oft nach Erikas Tod musste ich, zu Hause angekommen, feststellen, dass Erika ja wirklich "ausgezogen" war. Aber ihren Geist spürte ich nun um so mehr. Ich legte mich im Schlafzimmer auf das Bett, schaute auf die vielen Fotos, die ich  von ihr an die Wand gehängt hatte,  groß- und kleinformatig, sie in allen möglichen Posen, Positionen und Situationen allein, mit mir und anderen, und mir fielen die Worte ein, die sie immer sagte, wenn ich von Berlin kam, die jetzt sicher nach der Brasilienfahrt ähnlich gelautet hätten: "Erzähl mir von Brasilien!"

Das will ich tun. Vielleicht hört sie mir doch zu und ich hoffe ein wenig, dass auch Ihr für meine Eindrücke Zeit finden werdet.

Ich hätte vor einem Jahr unser Haus verwettet, dass ich niemals nach Brasilien kommen würde. Ja, das hätte ich nun verloren! Man soll halt nie „Nie!“ sagen.

 

 

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