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Balladen und Geschichten von der Liebe und Ähnlichem

  

   

  

  

Italienische Fantasie

oder

ein kleiner Kosmetikkurs auf Italienisch

    

"Hallo! Micina mia1!

Bin zurück aus Italia.

Ich habe dir etwas mitgebracht.

Das ist besonders für die Nacht."

 

Sie macht das Papier auf,

`Creme della fragola´2 steht drauf.

In einer kleinen Karaffe aus Glas.

Sie: "Hübsch! Wie kamst du auf das?"

 

Er: "Das glaubst du mir kaum,

ein kleiner italienischer Traum!"

Und das Folgende geschah

in einer kleinen Stadt in Italia.

 

"Creme di ... Creme di...

Auswahl? Die haben sie!"

Er sucht ein Mitbringsel, originell und klein,

von seiner Reise für sie daheim.

 

Er war schon beim Juwelier.

"Verdammt war das teuer hier!"

Das war sein Kommentar.

Nun steht er vor dem Salon di Bellezza3.

 

Kosmetikartikel! Vielleicht ist es das!

Vielleicht find´t er im Laden für sie etwas?

Freundlich führt die Verkäuferin

ihn zu den Schönheitsartikeln hin.

 

Kleine geschliffene Fläschchen ohne Zahl.

Er hat die Wahl, wird´s ihm zur Qual?

 

Ist es das? Creme d´amore!

"Amore? Mh!" murmelt er. "Si, Signore!

O `creme di mela´4, per favore5?

Cosa desidera6? `Creme di limone´7?"

Angenehm, Apfel, denkt er, Zitrone!

Er hat vor Augen, wie seine Liebste sich kremt ein

und duftet apfel- oder zitronenfrisch beim Stelldichein.

 

"Signore!", spricht ihn die Verkäuferin wieder an.

Doch wecken kann sie nicht diesen Mann.

Aus seinen Träumen, in denen er steckt,

wird er von keinem so schnell geweckt.

 

Jetzt nimmt er von allen dies Glasgefäß da,

eine kleine Flasche, drauf steht `Creme di Pesca´.

Pfirsichkrem! Eine Pfirsichhaut?

Die hat doch – schwärmt er – seine "Braut".

Versonnen streichelt er den Behälter mit seiner Hand,

bevor er ihn zurückstellt in die Ausstellwand.

 

Da nimmt er lieber den da,

worauf steht `ciliegia´ 8!

"Signore?" meldet sich wieder die Verkäuferin.

Doch der schaut woanders hin,

wo er ist, das wüsst sie gar zu gern. --

 

Er ist bei der Liebsten ganz fern,

küsst ihren roten Kirschenmund,

und in Gedanken werden seine Lippen rund.

Die Verkäuferin stört ihn nicht,

es huscht ein Lächeln über ihr Gesicht.

 

Der junge Mann entrückt nimmt zur Hand

ein anderes Fläschchen, schaut aufs Etikett gebannt.

`Creme della fragola´ steht auf dem Schildchen,

eine kleine Erdbeere daneben als Bildchen.

 

Vor sich die dunklen Spitzen ihrer weißen Brüste,

die er beim Abschied noch so innig küsste,

sieht er wie kleine rotbraune Walderdbeeren,

lecker und reizend zu verzehren,

kandierte Früchte, zuckersüß, auf rundem Sahnekuchen.

 

Er hebt in Gedanken die Hände, sie zu versuchen,

dabei entgleitet ihm die gläserne Karaffe.

Ihm entfährt: "Ich alter Laffe!"

 

Und aufgeschreckt sieht er sich um.

Alle schaun auf ihn, erwartungsvoll, stumm.

"Scusi" flüstert er, zur Entschuldigung ein Wort.  

Ihn durchzuckt´s: Nur weg! Und schon ist er fort!

 

"Signore, Signore!" ruft die Verkäuferin,

sie greift ins Regal, ihm nach eilt sie dahin.

Er schaut sich um.

Zahlen? Nein! Zu dumm!

 

"Il regalo, il regalo9! Per la tua amica10!"

hört er. Und schon ist sie da.

 

Er bleibt stehen, ist ihr jetzt zugewandt.

Sie drückt ihm etwas in die Hand

und küsst ihn auf beide Wangen.

"Ciao" winkt sie und ist lächelnd von dannen.

 

Ein Geschenk für die Freundin? Ach? Oh la!

"Grazie! – Für die `Creme della fragola´"!

 

1 mein Kätzchen, 2 Erdbeere, 3 Schönheitssalon, 

4 oder Apfelkreme, 5 bitte, 6 Sie wünschen, 7 Zitrone, 

8 Kirsche, 9 das Geschenk, 10 für deine F

  

© Winfried Kerkhoff

    

 

  

 

  

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