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Balladen und Geschichten von der Liebe und Ähnlichem 

  

  

  

   

   

   

Die Rosenprüfung oder

Wie Wünsche wahr werden

 

Legen ließ er ihr 

sieben Rosen vor die Tür.

In seinem Briefe  stand:

„Liebste, was ich in einem alten

Zauberbuche fand:

 

Aus Rosen stell zur Prüfung 

deiner Liebe her ein Rezept,

das – so hieß’s – bei manchen

auch noch Liebeswünsche weckt.

 

 Sieben frisch gepflückte

Rosenblüten, dunkelblau, sollen’s sein.

Um dich zieh eine Herzenslinie

und leg dich nackt hinein.

 

Die erste Rosenblüte 

steck dir in dein Haar.

Die beiden nächsten leg 

dir auf dein Augenpaar.

 

Die vierte ist bestimmt

für deinen Mund,

steck sie mit dem Stiel 

in das geöffnet Rund.

 

Die fünfte und sechste

legst du in den Busen rein.

Die siebte drück

auf den Venushügel dein.

 

Dann warte,

 was passiert,

nachdem Ros‘ um Rose 

dich berührt!“

 

Sie legt sich hin –  

nach der Rezeptur der Rosen

will sie sich die Sinnesorte 

lassen kosen.

 

Als die Rosen

die Körperstell‘n berühren,

glaubt sie, dass sich Raum

und Zeit verlieren.

 

Stille, Sehnsucht, Hoffen

machen sich in ihr breit,

für alles Liebgeschehen

wird sie bereit.

 

Ungeduld ist 

in ihr entbrannt,

und überall spürt 

sie eine zarte Hand.

 

Sie fühlt, auf ihrem Körper

wird geschrieben,

mit Lippen, nur ein Wort, 

das heißt „lieben“.

 

An allen sechs Stellen 

spürt sie als Kuss

diesen – so glaubt sie – 

ihres Rosenbringers Gruß.

Noch in derselben Nacht

hat sie sich 

zu ihrem Liebsten aufgemacht.

  

© Winfried Kerkhoff

   

    

   

    

   

   

   

     

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