Zimmer
710 - Ein Paar
Es
kannte sich und traf sich oft ein Paar,
von
dem der Mann verliebt sehr war.
Oft
hatte er sie bislang getroffen.
Das
war's. Doch ihre Liebe konnt´ er nur erhoffen.
Sie
gingen aus, auch öfter ins Cafe,
er
trank seinen Wein, sie schwarzen Tee.
Heut
abend war's in einem Hotel die Bar.
Sie
sprachen dies und das, nichts weiter war.
Auf
steht sie dann nach einiger Zeit:
"Es
dauert keine Ewigkeit,
ich
geh und mach mich etwas nett,
Du
weißt! Ich geh auf die Toilette."
Er
richtet sich auf eine Zeit auch ein,
und
Schluck für Schluck trinkt er den Wein
und
wartet brav und gibt sich fromm
und
hofft, dass sie bald wiederkomm'.
So
sitzt er da, und vor sich hin er sinnt,
wie
er denn wohl die Frau für sich gewinnt.
Seine
Wünsche ihr gestehen,
hat er sich vorgenommen.
Er
wartet! Sie wird ja gleich wohl zu ihm kommen.
Und
die Zeit verrinnt, vergeht,
der
Zeiger auf der Uhr sich dreht und dreht.
Ob
sie gegangen? Er wäget in Gedanken:
Gehen?
Bleiben? Kein Entschluss, nur Wanken.
Er
bleibt und sinnt und stiert.
Der
Ober naht, kassiert?
Was
trägt er in der Hand, legt auf den Tisch?
Die
Rechnung! Rauswurf? Welch anderen Wisch?
Erstaunen!
Einen Brief, von wem? Und jetzt?
Abschied?
Der Mann öffnet,
ist im Voraus schon entsetzt.
Er
liest und legt den Brief dann hin,
ungläubig
sein Gesicht. Was steht darin?
Dann
geht er - mit unsichrem Schritt.
Den
Brief nimmt er nicht mit.
Der
liegt noch auf dem Tisch, zusammengefalten.
Was
darin steht, vergisst er nie, er wird's behalten:
"Willst
Du mich sehn?
Zimmer
siebenhundertzehn!"--
©
Winfried Kerkhoff
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