Orpheus und Eurydike
Singen, Orpheus, konntest du, jubeln,
klagen,
dir hörten alle Menschen zu,
Mit deinen Liedern, vom Zauber
getragen,
jedes Tier und jeden Stein bewegtest
du.
Du hattest mit den Göttern Streit,
als Eurydike dir war ergeben.
Deiner Liebsten Tod war dein größtes
Leid.
Der Olymp verwehrte euch den Segen.
Doch, was kümmerte dich der Götter
Neid.
Singend, mit der Lyra in der Hand
warst du zu steigen in der Toten
Reich bereit,
drangst durch des Orkens Wand.
O Orpheus, welches Lied hast du
ersonnen,
mit dem du die Unterwelt gebracht um
ihre Ruh?
Mit deiner Stimme hast du alle
eingenommen,
sogar den Totengott in deinen Bann
schlugst du!
Du wolltest deine Liebste locken aus
der Schattenwelt.
Doch des Nachtgotts
Nachsicht hast du nicht getraut.
Voll Ungeduld, ob sie dir folgt, hast
du dich umgeschaut.
Da war das Glück, so greifbar nah,
zerschellt.
Ach, Orpheus, dein Lied vergebens
ward von dir gesungen.
Dein eigenes Misstrauen – hat dich
bezwungen.
Was nützen im entscheidenden Momente
Können, Einfluss, Macht,
wenn an Zuversicht es mangelt und der
Zweifel plagt.
© Winfried Kerkhoff
Rainer Maria Rilke
schrieb ein Gedicht "Orpheus. Eurydike. Hermes".
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