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Wo die Sonne mittags im Norden steht
Cruzeiro do Sul in Acre
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Quarto, Missions- station
Das
ist der erste Innenhof (Foto unten, über den wir gehen müssen, um zum
Atriums-Innenhof zu gelangen. Man muss rechts an diesem langgestreckten
Gebäude, das heute vermietet ist und in dem verschieden Fachärzte
ihre Praxis haben, vorbeigehen. Diese Art Polyklinik bietet in Zeiten der abnehmenden Spenden
eine
feste Einnahmequelle des Ordensgemeinschaft. Es gibt auch einen Operationssaal
für kleine Eingriffe und ein kleinen Krankensaal.
Seit
2001- etwa Mitte des Jahres hat das Missionshaus diese Polyklinik an
die Fachärzte vermietet. Als ich dort wohnte, wurde die
Räumlichkeiten hergerichtet.
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Man
sieht auf der Fotografie, dass auf diesem Hof früher Sport gemacht
wurde. Es war die Zeit, als hier das Seminar für junge Menschen, die
evtl. mal später Priester werden wollten, untergebracht war Heute
hat dieses Seminar einen gesonderten und auch größeren
Gebäudekomplex.
Geht
man also rechst an diesem Gebäude vorbei, gelangt man über gegen
Regen überdachte Gänge zum Innenhof (Atrium). Nicht so leicht zu finden und
deswegen wurde immer gesagt: Hierher findet keiner. Man kann alle
Türen offen lassen. Ich habe es nie getan. Wenige Wochen nach meiner
Rückfahrt war auch dieser idyllische Ruf hin, es wurde zum ersten Mal
etwas entwendet. Auch in die Missionsstation war die
Zeitveränderungen , die man überall - wenn auch langsam - in Cruzeiro
zu spüren begann eingezogen.
Mein Zimmer
lag im zweiten Innenhof – Atrium - der Missionsanlage. Auf dem Foto
unten rechts, 2. Tür von vorn gerechnet. Ringsherum führte ein
überdachter Rund(-eckig -gang.
Hier wohnte ich fast ein viertel Jahr.
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Auch meine beiden Mitfahrer
wohnen hier. Rundherum gibt es eine ganze Reihe von Zimmern, in denen
früher die Patres, die verstorben sind, dann die erwähnten Seminaristen
wohnten.
Das Missionshaus liegt etwas 250 m
Luftlinie vom Fluss Juruá.
Es
ist ein Eckkomplex, an drei Straßen
liegend, innen Innenhöfen, offene (es ist ja warm!), nur überdachte laubenartige
Versammlungsräume, Gemüsegarten, überdachte Rund- und Zugänge
gegen den Regen.
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Innerhalb der Gebäude, dort, wo
mein Zimmer liegt,
sind Aufenthaltsraum mit Fernsehgerät und religiösem
Zeitschriftenangebot - aber auch mit den Zeitschriften des Ortes und
der Region -, Esssaal (Foto oben, man schaut in den Fernsehraum), Küche und Kapelle. Wir sind in einem Kloster
(Missionsstation), und alles ist auch klösterlich gehalten, wie das Beispiel
oben auf dem Bild zeigt: Der Esssaal (ein wunderschönes Wort, ich
liebe es! Man könnte glatt meinen, man hätte irgendwo zwischen den
Konsonanten ein paar Vokale vergessen!), in dem wir morgens und abends
unsere Mahlzeiten zu uns nahmen.
In
diesem Teil des Gebäudekomplexes war eine sehenswerte Sammlung von
brasilianischen Kultgegenständen oder einfach die vielen
Gegenstände, die die Patres geschenkt bekommen hatten von den
Einheimischen, den Indianern usw. Auch alte Monstranzen und Gewänder
wurden dort gezeigt. Pater Heribert betreibt den Ausbau dieser
reichhaltigen und sicher bedeutsamen Sammlungen - darunter auch
Schnitzarbeiten von Indianern - zu einem Museum, doch es gibt
innerhalb des Hauses und außerhalb - da wohl mehr die finanzielle
Misere - eine Menge Widerstände zu überwinden.
Wenn ich
in meinem Wohnraum aus dem mit
Gitter gegen Eindringlinge geschützten dreiflügeligen Zimmerfenster
schaue, sehe ich auf eine Straße. In der sind mehrere große,
mindestens 30 bis 40 cm tiefe Löcher, die zu Karneval zugeschoben wurden
mit Erdreich, das neben der Straße liegt. Aber am übernächsten Tag
waren die Stellen schon wieder ausgefahren. Sie stehen vol Wasser.
Das Fenster in meinem
Zimmer hat gleich nach
meinem Einzug einen Mückenschutz bekommen, der mit Heftzwecken
befestigt ist, Leisten hätten besser gehalten und wären sicherer
gewesen. Aber alle Leute hier im Haus sind in hohem Einsatz, die eben
erwähnte Policlinica so schnell wie möglich fertig zu stellen, damit
Geld ins Haus kommt.
Ich
bin immer wieder nach Wind dabei, die
entstandenen Schlupflöcher am Fenster selbst zu schließen. Hier sehe ich jeden Morgen die Sonne
aufgehen, wenn ich nicht schlafe. Wunderschöne Sommeraufgänge, von
denen ich einen an den Anfang dieses Brasilien-Berichtes, euch zum
Genuss, gestellt habe (rechts). Hier ein weiteres Foto (links),
das etwa 2 Minuten früher - mit Blitz, warum weiß ich auch nicht -
gemacht wurde.
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Über der Tür ist ein Fenster, ohne Scheibe,
nur mit Fliegennetz. Man muss ein wenig vorsichtig sein, dass man sich
wegen des dauernden Durchzuges nicht erkältet, aber im Grunde ist
dieser Windzug sehr erquicklich.
Die Bilder und Statuen
im Zimmer und die Sprüche an den Wänden erinnern daran, dass man in
klösterlichen Räumlichkeiten wohnt, die früher von Patres, dann von
Seminaristen bewohnt wurden.
Die Zimmereinrichtung
ist einfach: ein Tisch, den ich als Schreibtisch benutze. Darauf
stehen Tischlampe und ein Kerzenleuchter, jetzt mein Laptop, Kalender,
Bücher über Brasilien einschließlich Wörterbücher. Natürlich ein
Bild von Erika.
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Hier schreibe ich mein
Tagebuch, lerne Brasilianisch für die nächste Unterrichtsstunde, lasse mich von meinen Gedichtsideen ergreifen
und ringe um die Kongruenz meiner inneren Gedankenwelt und deren
Umsetzung in Schriftsprache (Habe ich damit nicht gut meine
dichterische Ambition umschrieben?. Einige Ergebnisse findet ihr unter
www.rose2000.de/ Auf einen
Blick/Gedichte oder www.rose2000.de/Adieu Erika). Hier liege ich aber auch auf dem Bett und
erinnere mich an frühere glückliche Zeiten mit Erika, oder denke
einfach - oder versuche es wenigstens, oder lasse die Gedanken kommen
und gehen. Meditation? Wenn ihr es so nennen wollt.
An einer Wand steht ein
Bücherregal und ein Schrank für Kleidung, der dafür vollkommen ausreicht,
da ja hier die Witterung warm ist. Im Regal stehen viele Krimis,
was vielleicht auf die Gäste, die hier wohnten (und wohnen, ich habe
sie alle gelesen), ein Licht wirft. Dort
steht auch ein Werk, herausgegeben von Reich-Ranicki, eine Sammlung
deutscher Gedichte mit Interpretationen. Ich habe es von Pater
Heribert ausgeliehen. In diesen Wochen verschlinge ich diese vielen Bände
mit dem Querschnitt deutscher Dichter. Bin erstaunt über die
Einfachheit mancher Rezensionen, von der Art hätte im pädagogischen
Sektor keiner Notiz genommen. Bin begeistert über die Einheit von
Inhalt und rhythmischem Fluss der Gedichte und manches mal verdutzt,
dass solch ein Gedicht in einem Querschnitt deutscher Dichtung steht
oder vielleicht gerade deswegen? Hahahaa!
Mein Bett sieht nachts
wie ein Himmelbett aus, wenn der Moskitoschutz heruntergelassen ist.
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Tagsüber über hängt das Moskitonetz zu einem Knoten
gebunden über dem Bett, bis man das hinkriegt, dass es auch
schön aussieht!
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Damit es wirklich bis auf den Fußboden hing,
musste das Netz tiefer gehängt werden. Das machte ich selbst. |
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Erst wenn das Netz unter die Matratze gebracht
worden ist, schließt es so dicht ab, dass, man vor Moskitos
usw. geschützt ist. |
Sicherlich ein schönes Liebesnest, wenn man gut gegen das
Eindringen von Moskitos geschützt ist. Das gelingt aber nur (nicht
das Liebesnest oder doch), wenn man
die langen Schleppen des Netzes unter die Matratzen schieben kann. Das
Unter-die-Matratze-Stecken muss man üben, sonst liegt man nachts da
und es zwickt einen, weil die stechwütigen Insekten einen Zugang
gefunden haben. Wenn man mal nachts auf die Toilette im Duschraum geht, muss man
nach der Rückkehr das Unterstecken genauso gewissenhaft ausführen wie am
Abend und aufpassen, dass kein Blutsauger mit ins Bett huscht. Denn
das ist sicherlich nicht so angenehm wie ein Betthäschen!
Als Zudeck in der Nacht
braucht man nicht viel. Nur ein Betttuch, wenn es zum Morgen vom fast
immer offenen Fenster her mal frischer wird und das sind dann
vielleicht 3-4° kühler. Meist aber ist es nachts
hier so warm ca. 24°, mitunter auch höher bis 30 °, dass ich – wie auch im Wohnmobil im Süden - nackt
schlafe und dann und wann noch nachts zur Erfrischung unter die Dusche
springe.
Für solche Dienste hat
jedes Zimmer ein kleines Badezimmer mit Waschbecken, Toilette und
Dusche (Durchlauferhitzer). Auch hier hat das Fenster selbstverständlich
einen Moskitodraht.
Gott dank ist es mit den
Mücken hier in der Regel nur gegen Abend schlimm. Es scheint in
diesem Jahr - so sagt man hier - mit diesen Viechern nicht so heftig
zu sein. Ich meine,
nicht viel schlimmer als im Urlaub, nur dass wir eben hier in einem
Moskito-Gebiet sind. Abends muss man sich unbedingt einreiben, mit
Nelkenöl oder Autan. Dennoch finden die Viecher Möglichkeiten, dich
zu beißen, dann wenn du dein Zimmer verlässt. Manchmal sitzen sie
wohl auch in Sesselritzen, unter dem Tisch, z. B. im Esssaal. So bekam
ich trotz der Vorsichtsmaßnahmen dort ein paar Stiche ab. Meine Hoffnung,
dass es keine verseuchten Mücken waren, traten Gott sei Dank ein.
Alle Gänge draußen
sind überdacht, so dass man ohne nass zu werden zum Speisesaal oder
zur Küche, wo zu Mittag gegessen wird, hinkommt. Das morgendliche und
abendliche Essen findet im Speisesaal, der nur ein paar Räume weiter
als mein Zimmer liegt, statt. Alle Dächer sind mit Wellblech gedeckt.
Die mit Kacheln gepflasterte Wege weisen eine besondere Technik auf und es sieht wunderschön aus. Mittags gehen wir direkt in die Küche,
wo Donna Maria oder, wenn sie mal nicht da ist, ihre Tochter kocht. Diese
Küche liegt im vorderen Trakt, noch vor der Poliklinik. Dort liegt
auch die Zahnklinik (Santa Maria), in der u.a. deutsche Studenten/innen unter
Leitung eines Arztes die Einheimischen, aber auch die Schwestern gegen
einen geringen Obolus versorgen.
Jeder
Bewohner ist für die Sauberkeit seines bewohnten Teils verantwortlich. Also
für Bad ebenso wie für das Zimmer. Nichts anderes als zu Hause, wie
ich es seit 16 Jahren gemacht habe - aber auch hier treffe ich auf die
deutsche Meinung, dass ein Mann so etwas doch nicht so richtig kann und
man einem Mann sagen muss, wie man das macht. Habe Nachsicht und
Geduld, habe ich mir gedacht, dass wir Männer auch emanzipiert sind,
dringt sicher auch noch mal an die Öffentlichkeit. Samstags gibt es frische Wäsche,
die alten Bezüge und Handtücher legt man vor die Tür. Wie im Hotel,
nur dass man wie zu Hause selbst beziehen muss.
Das
nächste Bild unten zeigt mich beim mir selbst verordneten Stubendienst in meinem Zimmer.
Nach dem Fegen wird noch gewischt, nass und scharf, damit die Ameisen
sich verziehen. Der Gecko, nicht mal handlange schmale blasse Echse,
die mit ihren Haftzehen an den Wänden rauf laufen kann und es auch
tut, wird nicht Herr über die vielen Ameisen in den Ritzen des
Fußbodens. Gott dank beißen diese Ameisen nicht. Wie der Gecko in
mein Zimmer trotz der vielen Abdichtungen gegen Mücken Einlass
gefunden hat, weiß ich nicht. Die Geckos sind hier in den südlichen
Ländern so was ähnliches wie frei lebende Stuben- oder Haustiere, die auch
Mücken u.a. jagen.
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Zugleich bietet das Bild
auch noch mal einen Blick auf die Einrichtung: rechts hinter der Tür
den Schrank, anschließend den Schreibtisch, geradeaus das vergitterte
Fenster zur Straße hin (mit den tiefen Asphaltlöchern), links hinten ein
stehendes Bücherregal, links vorn das Bett mit Moskitonetz, sofort
links die auf dem Foto nicht zu sehende Tür zum Duschraum.
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