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             Wo die Sonne mittags im Norden steht 
             Cruzeiro do Sul in Acre 

 

 
7 Cruzeiro do Sul

 

Am nächsten Tag nach unserer Ankunft gehen wir in der Stadt Cruzeiro einkaufen.

Ein paar Infos zur Erinnerung: Cruzeiro do Sul (das große Kreuz des Südens) liegt im Nordwesten Brasiliens, im Bundesland Acre, das keine 150 000 qkm groß ist (so wie Westdeutschland) und 183 000 Einwohner hat, das Land ist zu 92% mit Urwald bewachsen. Die ca. 60 000 Einwohner große Stadt Cruzeiro liegt von Sâo Paulo ca. 5000 km wie auch Rio de Janeiro entfernt; bis Rio Branco, der Landeshauptstadt von Acre, ist es ca. 500 km weit. 

Rio Branco hat ca. 90 000 Einwohner, 1950 waren es 17 500 Einwohner. Mit Acre ist Brasilien Nachbar von Peru und Bolivien. Acre ist erst seit 1903 brasilianisch. Bis dahin gehörte das Territorium dieses Bundeslandes teils zu  Bolivien teils zu Peru. Im genannten Jahr wurden diese Teile an Brasilien abgetreten und daraus das Bundesland Acre.

Zu erreichen ist Cruzeiro von Rio Branco mit dem Flugzeug  je nach Maschine in 1 bis 1 ½ Std. - letztere Zeit mit Propellermaschine. Die Transamazonica, teils nur geschobene Straße vom NO Brasiliens durch den Urwald bis nach Peru,  bietet  wegen ihren schlechten Straßenverhältnissen keine Sicherheit, ans Ziel in einer angemessenen Zeit zu gelangen. Über den Fluss Juruá dauert es Tage, ehe man das nächste Dorf von Cruzeiro erreicht hat, da er sich durch den Urwald schlängelt. Andererseits sind manche Siedlungen eben nur über den Fluss zu erreichen. Andere Wege dorthin gibt es nicht.

Cruzeiro ist auf vielen kleinen Bergen erbaut worden. Manchmal sind innerhalb von ein paar hundert Metern zwei davon, so dass man auf vielen Straßen Achterbahn fahren kann (Bild unten). Hier sieht man auch sehr deutlich die Straßenschäden.

CruzeiroSteigSchäd.jpg (16880 Byte)

Nur wenige Straßen haben Ampeln, manchmal stehen nur ein oder zwei Peitschen an einer Kreuzung. Da muss man als Autofahrer gut aufpassen, vor allem, weil es mit der Vorfahrt auch nicht immer so genau genommen wird.

Die Einkaufsstraßen liegen mehr zum Fluss hin. Auch hier sind nur wenig Steinbauten, mehrstöckige Bauten gibt es in der ganzen Stadt vielleicht ein Dutzend. Auch viele amtlichen Gebäude sind einstöckig. 

Im Zentrum der Stadt liegt ein freier Platz, auf dem auch Karneval gefeiert wird, dicht bei diesem Platz, aber zum Fluss hin, liegt die Kathedrale. Sie ist eine Bischofskirche, die einen achteckigen Grundriss hat. Der letzte Bischof ist Brasilianer, die beiden vorher berufenen sind Deutsche und Spiritaner.

  

Die Kathedrale wurde von einem Spiritaner-Pater erbaut. Hinter der Kathedrale liegt die Rundfunkzentrale.

 Man kann auf dem Foto erkennen, dass sich ein Wetter zusammenbraut. Ein Wetter mit einem Himmel, der hier nicht  selten so aussieht. Noch scheint die Sonne, aber das kann sich in wenigen Minuten ändern.

Auf den Geschäftsstraßen liegt Geschäft an Geschäft. In einer Straße gibt es außerdem noch Verkaufsstände, auch dicht an dicht. Bis auf wenige mit nur kleinem Verkaufsraum, aber vielen Verkaufsgegenständen. Die großen, offen stehenden Türen bei einigen Geschäften lassen das Gefühl aufkommen, dass man auf dem Markt ist. Das wird durch das Warenangebot verstärkt. Es gibt wirklich alles zu kaufen. Handwerkszeug, Material zum Bauen, Hühner, Textilien, Schmuck, Fotogeräte, Gerätschaften und Elektromöbel für die Küche, Autozubehör, Schreibpapier, Kladden für die Schule u.a. Aber mir fällt auf, dass es eigentlich nur Gebrauchsgegenstände sind, die angeboten werden.

Ich suche Ansichtskarten. Ich finde endlich ein einziges kleines Geschäft, das 6 verschiedene Motive anbietet. Briefmarken kann man in der Post erwerben, die gibt es natürlich hier auch. 

Da ist vielleicht eine Handvoll Geschäfte, die aus diesem hier geschilderten Rahmen fallen. Das sind die Apotheken, die hier unter der Bezeichnung Drogaria heißen, weil sie auch noch andere Gesundheits-Mittel anbieten. Dass diese Geschäfte mehr Geld einnehmen, sieht man an der besseren Einrichtung und dem gepflegten Ambiente. Medikamente (ge-)braucht man halt überall und irgendwann fast jeder.

Ein kaufhofähnlicher Laden liegt am Fluss. 

Weiter zum Fluss hin sehen wir einen freien Platz, auf dem Autos parken. Auch ein paar offene Lastkraftwagen stehen dort. Ein LKW voll von Leuten, die wohl gerade eingekauft haben, fährt gerade davon. 

BusLKW.jpg (16898 Byte)

Die Lkw haben niedrige Seitenwände, an denen in Fahrtrichtung rechts und links Bänke stehen, auf denen die Leute sitzen. Die Neußer, die bei mir sind, erklären, die LKW werden wie Busse genutzt. Darauf werden die Menschen nach Hause gebracht. Ein paar Tage später habe ich dann gesehen, dass es hier auch "richtige", aber  alte Busse gibt, die jedoch mehr  eingesetzt sind zwischen den kleinen Ortschaften, dabei richten sich die Abfahrtszeiten nach dem Bedarf.

Am Ende des Parkplatzes liegt eine Markthalle (Foto unten), die Straße, die man auf dem Bild sieht verläuft parallel zum Fluss.

Markt.jpg (19545 Byte)

Oft wird das Gemüse auf großen "blechernen" Tellern angeboten, wie es auch schon  - meistens auf dem Kopf - herangeschleppt worden ist. Als wir mit unseren Fotoapparaten, die wir in Plastiktaschen, damit es nicht so auffällig ist, bei uns tragen und nur kurz zum Fotografieren herausholen, durch die Halle gehen, sehe ich einen etwa 12-jährigen Jungen, der im Vorbeigehen in Blitzeseile eine Handvoll Mais aus dem Sack stiehlt und sofort in den Mund schiebt - es ist eine einzige (geübte?) Handbewegung vom Sack zum Mund - und eifrig an zu kauen beginnt. Hunger denke ich mir und bekomme ein beklemmendes Gefühl.

Das führt mich zum Thema Imbissbuden. Sie und dergleichen gibt es auch in Cruzeiro, so wie auch bei uns, natürlich nicht so häufig und nicht so feudal. Es sind meistens kleine Holzbuden mit einem Fenster, durch das bedient wird. Die Frauen oder Männer bieten ein paar Getränke oder, was sich in der Wärme hält, an, um etwas zu verdienen. Daneben kann man auch zu essen und trinken kaufen bei Männern - ich habe nur Männer gesehen -, die einen geschlossenen Handkarren mit Esswaren schieben.

Dass es hier Holz direkt "vor dem Tür" gibt, kann man überall feststellen. Die Häuser werden fast alle aus Holz gebaut. Woher sollte man auch die Steine nehmen. Sand gibt es in Überfluss. Man müsste die Steine per Flugzeug heranschaffen wie auch jeden Kühlschrank und jeglichen Computer usw. So gibt es hier also Holzgeschäfte mit großen Holzlagern.

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