Zum Buch:
Wolfgang Rinschen hat im Auftrag der
Friedrich-Weber-Gesellschaft e. V. eine bemerkenswerte Studie
über "Dreizehnlinden" vorgelegt.
Dreizehnlinden ist eine Dichtung, ein poetisches Werk
über mehr als 200 Seiten.
Erdacht um1870/71, Manuskript 1977
erstellt, 1. Druck 1878, 13 Jahre später die 49./50., 1909
schon die 144.Auflage. In verschiedenen Verlagen - zumeist bei Schöningh,
Paderborn - verlegt
in Prachtbänden, bebildert und in einfacher Auflage, bis heute
über 2 Millionen Mal verkauft.
In Schulen gehörte es einst zum
Lehrplan, mein Vater, Jahrgang 1982, konnte ganze Teile davon auswendig
und rezitierte daraus zu unserer - seiner Kinder - Freude .
"Wonnig ist's, in Frühlingstagen
Nach dem Wanderstab zu greifen
Und, den Blumenstrauß am Hute,
Gottes Garten zu durchschweifen (F. W. Weber: Dreizehnlinden. Verlag
Peter Heine & Co., Warendorf i. W., S.1; 0,95 RM, Buch ist mein Eigentum,
vom meinem Vater ererbt).
Auch manchen Spruch aus Dreizehnlinden hatte mein Vater bereit. Z.B.:
"Freiheit sei der Zweck des Zwanges,.." (S.153).
Ich
begegnete diesem Buch, als es als Bildungsgut
in der Oberstufe des Gymnasiums Dionysianum in Rheine - 1954 - behandelt
wurde. Ich war damals sehr angetan - und immer noch! Wir machten damals
sogar eine Klassenfahrt zu den möglichen historischen Stellen oder
Text-Vorbildern: Höxter, Corvey.
Manche erquicklichen und lesenswerten
Dinge sind in unserer Zeit verschwunden. Schnelllebigkeit? Überreizung?
Änderung der Lebensgewohnheiten? Wer hat heute
Dreizehnlinden gelesen oder kennt es? Kaum einer! Aber im Internet
findet man eine Menge Bezugspunkte.
Es kann doch nicht daran liegen, dass
wir anstatt des Wanderstabes heute das Auto-Lenkrad nehmen, statt der Blumenstrauß am Hute eine CO²-Fahne aus dem Auspuff uns
begleitet und Gottes Garten in den letzten Zügen zu liegen scheint. Oder
hat der Inhalt zu viel christliche Bezüge? oder ist es einfach vergessen
worden wie so manche unserer abendländischen Werte.
Der Verfasser von Dreizehnlinden, Friedrich Wilhelm, 1813
- 1894, ist ein bedeutender
Dichter Westfalens, heute leider fast vergessen, er hat neben
Dreizehnlinden noch andere
Werke geschrieben. Von Beruf war er Arzt. Auch war er politisch tätig,
ca. von 1854 bis 1893. Zuletzt als preußischer Parlamentarier in
Berlin (ab 1961).
Wolfgang Rinschen, Verfasser des
hier besprochenen Buches "Friedrich Wilhelm Webers `Dreizehnlinden´", ist ein Kenner, er legt eine subtile und
dezidierte, eine detaillierte und tiefgehende Expertise vor. Er weist
auf Quellen hin, aus denen Weber seine Ideen hergeholt hat, lässt
den Widerhall entstehen, den das Werk damals hinterließ. Macht lebendig,
welchen Stellenwert das Epos im Laufe der Geschichte zugesprochen bekam.
Zeigt sogar, wo und bei wem Webers Gedanken noch heute in den Künsten
auftauchen.
Rinschens Buch, eine gute Gelegenheit als
Deutschinteressierter seine Geschichtskenntnisse mit der
Literaturgeschichte am Einzelfall "Dreizehnlinden" zu verbinden und zu
bereichern.
Haben sie
Dreizehnlinden in ihrem Bücherschrank? Suchen sie, und lesen sie darin.
Den Jungen unter uns bringt das Epos viele neue
Gedanken und den Alten manche wertvolle Erinnerung!
Wer
Dreizehnlinden nicht hat, findet im Internet sogar das ganze Epos. Man
kann auch eine der vielen Auflagenreste z. T. sehr preiswert
antiquarisch erwerben: z. B. bei
AbeBooks.
Wem die Schriftart der älteren Ausgaben des Epos Schwierigkeiten
bereitet, sollte eine "moderne", ihm geläufige Schrift suchen. Die gibt
es. Mir liegt z.B. eine Auflage aus dem Jahre 1961 vor, die diesem
Anspruch genügt. Ich kann dieses handliche und übersichtlich gedruckte
Format nur empfehlen!
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