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             Wo die Sonne mittags im Norden steht 
             Cruzeiro do Sul in Acre 

 

 
5   Hinflug( und Iguaçu)

 

Am 29.1.2001 bringt mich meine Nichte mit dem Auto am Nachmittag nach Münster zum IC-Zug in Richtung Frankfurt/M. Hier in Deutschland brauche ich warme Kleidung, denn  es ist an diesem Tag kalt. Wie wird das in Brasilien? Dass ich Probleme mit meinen zwei Jacken, die ich anhatte, bekam, hatte ich nicht bedacht. Ich bekam von der Mitfliegerin eine Plastiktasche, damit ich die wegen der Wärme überflüssigen Kleidungsstücke verstauen konnte.

In Düsseldorf steigen die Neußer zu. Direkt in den Frankfurter Flugplatz fahren wir mit dem Zug hinein. Das  Einchecken bei der Brasilianischen Fluglinie Varec verläuft reibungslos. Obwohl wir noch Zeit haben, vergeht die Zeit schnell. Ich kaufe noch einen Roman für den Flug. Ehe wir uns versehen sind wir – kurz nach 22 Uhr - schon in der Luft in einer dreimotorigen Maschine, die ca. 300 Personen transportiert. Seit fast 20 Jahren habe ich in keinem Flugzeug mehr gesessen. Erinnerungen kommen hoch. Flüge mit Erika nach Gran Canaria und nach Split, da war sie noch gesund. Urlaube, voll von Sonne, Liebe und Glück. Aber der Schlaf kommt, der kleine Bruder des Todes, nimmt mich mit. Gut, dass ich soviel Kleidung mithabe, denn im Flugzeug ist es für den Schlaf doch relativ kühl. Eine Decke der Fluggesellschaft verschafft weitere Wärme.

Nach ein paar Stunden werde ich wach, unterhalte mich mit meiner Nachbarin, einer jungen Brasilianerin mit weißer Hautfarbe. Sie ist in Deutschland beruflich tätig und auf dem Wege nach Hause. Südbrasilien. Ihr Freund, Peruaner, ist auch in Deutschland berufstätig und ist dort geblieben. In Deutschland will sie nicht bleiben. Sie wird in Kürze nach Brasilien endgültig zurückkehren. Später erinnere ich mich an dieses Gespräch. Dass die Brasilianerinnen ihre Heimat sehr lieben, am liebsten in Brasilien sich verheiraten – auch mit einem Ausländer – und dort leben wollen und dorthin immer wieder zurückkehren, das werde ich noch oft zu hören bekommen.

Was mir gleich beim Betreten des großen Flugzeuginnenraumes aufgefallen war, das sind die Monitore, über die Ansagen gemacht werden, Filme laufen, die Flugroute zwischendurch eingeblendet wird . Die Flugstrecke von Frankfurt nach Sâo Paolo ist 9802 km lang, kann ich auf dem Monitor, den ich gut von meinem Platz sehen kann, lesen. Die höchste Höhe während des Fluges wird mit 10800 m angegeben, die Außentemperatur mit –49° - es ist unvorstellbar. Und das auf dem Weg ins warme Brasilien.

Wir fliegen 12 Stunden – das ohne zu tanken. Ich habe mal gelesen, dass für solch eine gewaltige Strecke, alle Hohlräume, auch die Flügel, mit „Sprit“ gefüllt sind. Wir fliegen über die Iberische Halbinsel, übers Meer, überqueren den Äquator, aber keiner tauft mich, und nähern uns dem Südamerikanischen Kontinent. --

Wir sehen durch das Fenster Rio de Janeiro, war das der Zuckerhut? Pünktlich setzt der Flieger in Sâo Paolo auf. Wir haben 4 Stunden gewonnen. Schon in der Früh ist es 21°. Hier haben wir nun einige Wartezeit, bis wir nach Port Iguaçú (Flugplatz) weiterfliegen können. Denn dort wollen wir bei den längsten Wasserfällen der Welt Zwischenstation machen.

13.00 Uhr ist Abflug – heute ist der 30.1.2001. Die Flugzeit ist nur kurz. Um 14.30 sind wir schon auf dem Flughafen Foz (Mündung) do Iguaçú, nachdem wir im Flugzeug gut zu Mittag gegessen haben. Mit der Taxe fahren wir zum Hotel San Martini, wo unsere Zimmer gebucht sind. Dort werden wir bis übermorgen bleiben. Morgen werden wir die Wasserfälle ansehen. Meine Wegbegleiter und ich beschließen eine Bootsfahrt dort zu machen.

Das Zimmer hat einen Ventilator, obwohl es mir gar nicht zu warm vorkommt, man hat halt leichte Kleidung an. Zudem kann es mir eigentlich nicht warm genug sein. Das Fenster ist geöffnet, Fliegendraht davor und – vergittert. Ab jetzt muss man sich daran gewöhnen. Fast überall, wohin wir kommen, sind die Fenster vergittert, damit keiner etwas entwenden kann, weil sie meistens wegen der Wärme aufstehen. 

Das Essen ist vorzüglich, mit Lesen und Schwimmen im Pool verbringen wir die freie Zeit. Nach dem gelungenen Besuch der Iguaçú-Wasserfälle am nächsten Tag, fliegen wir am  übernächsten Tag wieder zurück nach Sâo Paolo.

 

Zum Bericht von Iguaçú, Bild anklicken 

Wir sitzen im Flughafen Sâo Paolo, auf das Einchecken wartend vor dem Schalter, der uns zum Flug nach Rio Branco aufrufen wird. Der große schlauchartige Raum ist in der Mitte mit einem Gatter längs geteilt, zu beiden Seiten sind die Abflugschalter angeordnet. Vor uns 

hat sich eine junge Frau niedergelassen, die die Blicke nur einiger Passagiere trotz eines fast bauchnabeltiefen Décolletés  auf sich zieht. Wir sind halt in Brasilien, wie ich noch öfter feststellen werde. In Deutschland hätte das mehr Aufsehen erregt. 

    

Die nächste Episode brachte schon den Beweis. Auf der anderen Seite des Raumes tauchen  grölende junge Burschen auf.  Einer steuert jetzt auf die offenbusige Frau zu, winkt ihr, als sie aufguckt. Als sie nicht kommt, steckt er einen Hundertmarkschein durch den Zaun. Na ja Deutsche! Hätte man sich denken können, schießt es mir durch meinen Kopf.

Rio Branco ist die Hauptstadt von Acre, das wiederum ein Bundesland Brasiliens ist, wo auch unser Ziel liegt, der Ort Cruzeiro do Sul . 

Von einer zweistrahligen Maschine der Fa. Varec (für gut 100 Gäste) aus können wir auf dem Flug von Sâo Paulo dorthin die Hauptstadt Brasilia betrachten, ihre geometrische Anlage an den vielen Lichtern vielleicht besser zu erkennen als am hellen Tage. Es ist fast Mitternacht, als wir in Rio Branco ankommen. Satt, weil oft genug gegessen haben. Was bin ich froh, dass ich erfahrene Brasilienfahrer bei mir habe, denn nun fahren wir mit einer Taxe durch die Dunkelheit in die vom Flugplatz Rio Branco 30 km entfernt liegende Stadt mit gleichem Namen.

Das Hotel ist schon geschlossen, schließlich ist bald Mitternacht. Ein Gitter schützt die Tür. Die Taxifahrerin müht sich um Eintritt. Als der Hotelbesitzer erscheint, habe ich meine Zweifel, ob er uns erwartet hat. Aber er braucht einen Moment zur Besinnung, dann zeigt er uns unsere Zimmer, einfach, aber sauber und jedes mit Bad. Es wird gebaut im Haus, wie lange schon, wer weiß? Mein Wecker, den ich von der Heimat mitgenommen habe, weckt mich am anderen Morgen. Es gibt überraschend ein vorzügliches Frühstück, mehrere verschiedene Getränke werden angeboten, Brötchen, verschieden Sorten Aufschnitt, verschieden Sorten Obst und Kuchen – am Morgen! Es schmeckt vorzüglich. Wie hätte ich widerstehen können. 

Bei der Bezahlung der Übernachtung gibt es einige Probleme, da wir nicht genügend Bargeld haben, womit wir bezahlen sollen. Schließlich nach Rücksprache mit Bank usw. können wir bargeldlos bezahlen.

Die Taxifahrerin steht pünktlich vor der Tür, wir hatten sie gleich gestern Abend für heute morgen bestellt. Wir fahren jetzt im Tageslicht durch Rio Branco. Sehr einladend sieht die Stadt nicht aus, aber ich sehe mit europäischen Großstadtaugen. An einem einfachen Haus, Militär steht davor, steht das Wort Ministerium. Ich bin nicht nur etwas erstaunt. Hier gehen nicht nur die Uhren anders, was ja sogar im Vergleich zu Sâo Paolo stimmt, nämlich noch mal zwei Stunden Unterschied. Was für Prunkbauten haben doch die Europäer, ob das nötig ist?

Am Flugplatz steigen wir in eine Propeller-Maschine – zwei hat sie, und sie scheint nicht die jüngste zu sein. Das Einchecken brachte zwei Überraschungen. 

Propeller.jpg (9404 Byte)Vergrößern - anklicken

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Unser Handgepäck, die Rucksäcke, die wir dahin als Handgepäck durch alle Schalter geschleust hatten, wurden wegen der kleinen Fächer in dem kleinen Flugzeug zum normalen Gepäck degradiert oder aufgewertet – wie hättest du es gerne? Jetzt haben wir zwei Gepäckstücke. Die Gepäckstücke der einheimischen Mitreisenden sind kaum Koffer, es sind Pakete, Säcke, Kisten. Manchmal so schlecht verpackt, dass man befürchtet, diese Teile würden die Reise nicht unbeschädigt überleben. Aber keins fällt auseinander.

Ca. 40 Personen haben Platz. Nach jedem Aufstieg gibt es zu essen, und, da mehrere Landungen erfolgen, gibt es auch öfter was zu essen. Ich bin wirklich zuletzt satt und kann das letzte Essen nicht hineinkriegen. Schade! 

Ich staune darüber, dass die Maschine, da sie doch nur von Propellern angetrieben wird, so ruhig fliegt. Hier im Flugzeug stelle ich fest, dass das Wirken der Patres hoch in Achtung steht. Als ein Paar vor uns hört, dass wir nach Cruzeiro wollen, fragen sie – natürlich auf Brasilianisch – nach einem Pater und lassen Grüße bestellen. Gut, dass meine Reisegefährten etwas die Sprache kennen.

Nun sehe ich zum ersten Mal den Urwald unter mir, so weit man sehen kann, aber durchfurcht von vielen sich windendenden  Flussläufen mit rotbraunem Wasser und zersiedelt, immer wieder, von kleinen Häusern und Kahlschlag, die zu Weideland gemacht wurden, dessen Farbe aber nicht immer grün ist, trotz der Regenzeit.

Nach ca. 1 ½ Std. setzen wir in Cruzeiro auf. Wir sind da. Es ist Mittag und heiß. Abgeflogen sind wir vor 4 Tagen, abends um 22 Uhr. 15000 km von Frankfurt/M. entfernt wird für die nächsten Wochen – wie lange? - hier unser Leben ablaufen.

Beim Auschecken gibt es Probleme. Man will uns ein Gepäckstück nicht herausgeben. Es ist ein eigentümliches Gefühl. Die Polizei - oder sogar das Militär? - steht gleich daneben. Wir haben einen Gepäck-Beleg zu wenig in Rio Branco bekommen. Die Aufseher sind stur und wollen uns das Gepäckstück nicht überlassen. Es sind schon fast alle Fluggäste ausgecheckt, da endlich werden wir achselzuckend entlassen - Gott dank mit dem Gepäckstück.

Am Bahnhof steht Bruder Albert. Mit seinem kleinen Laster von Toyota fahren wir nach Cruzeiro do Sul, 12 km vom Flugplatz entfernt. Ich mit dem Pädiater aus Neuß hinten auf offener Ladefläche. Der Wind tut gut bei der Wärme hier. So werden wir in den nächsten Wochen sehr oft transportiert werden.

Auf dem Hinweg in die Stadt saug ich die neuen Eindrücke ein: die flachen, einfachen Holzhäuser, die vielen Straßenschäden, die Urwaldüberreste entlang der Straße, die vielen Wasserflächen, die fremdländischen Menschen, die uns neugierig – was man ja kaum irgendwie gewohnt ist – nachschauen.

Wir sind da. Aber Pater Heribert ist nicht da (hörte ich schon unterwegs), er ist auf Desobrigado, auf Missionssiedlungsreise, mit dem Boot, den Juruá hinauf.

Koffer ins Zimmer und die wenigen „Klamotten“ aus und ausgiebig duschen. Kalt, warm kalt, es tut gut nach der Reise.

Das erste Mittagessen in Cruzeiro do Sul im Lande Terra de vera cruce – so nannten die ersten Portugiesischen Seefahrer Brasilien - ist sehr köstlich angerichtet. Lecker! Die Kochkünste von Donna Maria wurden mit Recht vielgerühmt. Ich hatte noch oft Gelegenheit - was ich im Anfang ja noch nicht wusste, diese leckeren Mittagsmahlzeiten zu kosten und vor allem nach den vielen Jahren eigener Versorgung mich verwöhnen zu lassen. Ich habe es schon genossen, mich wochenlang sorgenlos an einen gedeckten Tisch zu setzen, zudem war man nicht allein, sondern mit Patres , dem Bruder Albert und den Gästen zusammen.

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